Kommentar zum Fall Constantin Schreiber Ein Journalist wird mundtot gemacht - und alle schweigen

Von: GUNNAR SCHUPELIUS

18.09.2023 - 19:53 Uhr

Berlin - Der ARD-Journalist Constantin Schreiber ("Tagesschau") wird schon seit Jahren von Islamisten bedroht. Das ist für ihn und seine Familie beängstigend genug.

Journalist Schreiber, Buchtitel Inside Islam: "Ich mache das nicht mehr"
Foto: picture alliance / Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Am 29. August kam eine zweite Front dazu: Als Schreiber in der Friedrich-Schiller-Universität in Jena sein neues Buch vorstellen wollte, wurde er von Linksextremisten angegriffen. Sie warfen ihm "Islamfeindlichkeit" vor. Einer von ihnen drückte ihm eine Torte ins Gesicht.

Dieser Angriff war offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Am vergangenen Mittwoch kündigte Schreiber an, er wolle sich zurückziehen: "Ich werde mich zu allem, was mit dem Islam auch nur im Entferntesten zu tun hat, nicht mehr äußern. (...) Ich mache das nicht".

Was hatte Schreiber getan?

Er wurde 2017 mit dem Buch "Inside Islam - Was in Deutschlands Moscheen gepredigt wird" bekannt. Dort veröffentlichte er die Erkenntnisse einer monatelangen Recherche. Er hatte in insgesamt 13 Moscheen die Freitagspredigt angehört.

In Berlin besuchte er die Wilmersdorfer Moschee (Brienner Straße), die Omar-Ibn-Al-Khattab-Moschee (Kreuzberg), die Al-Furqan-Moschee, (Neukölln), die Dar-Al-Heckmah-Moschee, (Moabit), die ?ehitlik-Moschee (Neukölln), die Yanus-Emre-Moschee (Wedding) , die Risala-Moschee (Moabit), die Moschee Mehmed Zahid Kotku Tekkesi (Wedding) und die Imam-Riza-Moschee (Neukölln).

Sein Fazit: Die Predigten waren "mehrheitlich gegen die Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft gerichtet". Die Imame hätten "die Demokratie und unsere Gesellschaft abgelehnt". Ernüchtert stellte er fest: "Ich würde gerne ein positives Beispiel anführen, eine Predigt, die Weltoffenheit ausstrahlt (...). Leider haben meine Moscheebesuche ein solches Beispiel nicht ergeben."

Schreiber, der selbst Arabisch spricht und in Syrien gelebt hat, tat das, was ein Journalist tun sollte: Er ging hin, hörte zu und schrieb auf, was er gehört hatte. Und darüber wollte er auch in der Friedrich-Schiller-Universität wieder sprechen.

Die Universität entschuldigte sich mit großer Verspätung bei Schreiber. Die Leitung habe nicht für Sicherheit gesorgt, sagte er, obwohl sich Linksextremisten zusammenrotteten. Es sei vor Ort sogar Verständnis für die Angreifer gezeigt worden.

Schreiber fühlte sich vollkommen alleingelassen. Auch vonseiten seiner Kollegen vernahm er nur dröhnendes Schweigen. Schlimmer noch: Stefan Buchen (NDR, "Panorama") hatte zuvor Schreibers Roman "Die Kandidatin" mit dem NS-Propagandafilm "Jud Süß" von 1940 verglichen. Die linken Angreifer vom 29. August übernahmen diesen bösartigen Vorwurf.

Derart verlassen und bedroht zieht sich Schreiber zurück, um sein Privatleben und seine Familie zu schützen. Das kann man gut verstehen und es ist doch so niederschmetternd.

Denn Schreibers Schicksal zeigt: Wer kritisch seine Stimme erhebt, der begibt sich in Gefahr. Der kann auf keine Unterstützung rechnen. Und das hält nicht jeder aus.


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